Ein Roadtrip durch Nordamerika. In Farbe.
Ja, ist denn heut schon Weihnachten?
Man kann sie fast schon riechen, die gebrannten Mandeln, den Glühwein, die heiße Schokolade, die Bratwurst. Dabei ist es September – und schwül-warme 25 Grad. Doch Québec ist eine derart kitschig-romantische Stadt, sie hat einfach einen Weihnachtsmarkt verdient. Aber Moment, dieser Flyer sagt doch tatsächlich…
Dazu später mehr.
Québec (in der gleichnamigen kanadischen Provinz) hat fast so viele Einwohner wie Frankfurt. Und ein paar wenige Hochhäuser sowie weitere Geschäftshäuser zeugen davon. Doch befindet man sich im Stadtkern, glaubt man sich in einer schönen alten französischen Kleinstadt. Wobei es eine Ausnahme gibt…
Dieses sehr stattliche Schlösschen am rechten Rand hebt Québec aus der Kleinstadtmasse heraus. Es ist nicht nur ihr Wahrzeichen, es ist auch das wohl meistfotografierte Hotel der Welt.
Egal von welcher Seite man es betrachtet – das „Chateau Frontenac“, welches zur Hotelkette Fairmont gehört, schindet überall mächtig Eindruck.
Es gibt schlechtere Orte, um die Füße hochzulegen. Und billigere. Wer hier die Luxussuite mit Flussblick wählt, darf mal eben knapp 1400 kanadische Dollar hinblättern. Dafür gibt’s aber auch Aufzüge in Goldoptik…
…eine Lobby, in der man sich richtig wichtig fühlen darf…
…sowie Shops für den Kleingeldbeutel.
Hier wie auch im Rest des Hotels gilt für mich jedoch: Nur gucken, nicht anfassen.
Aber angucken macht auch Spaß.
Denn auch anderswo steht man staunend vor den Québecer Gebäudekreationen. Die historische Waffenkammer ist ebenso hübsch anzusehen…
…wie das Québecer Parlamentsgebäude, in dem die Nationalversammlung tagt.
Nett.
Und dabei stehen diese Gebäude noch außerhalb der Stadtmauern. Ja, richtig, Québec ist umgeben von einer fast 5 Kilometer langen Steinmauer. Früher sollte sie Feinde fernhalten, heute zieht sie Touristen aus aller Welt in die Stadt.
Denn ist man erstmal drin, wird’s richtig idyllisch. Besonders die Basse-Ville, die Unterstadt, lädt mit verwinkelten Gassen und kleinen Läden zum Stöbern ein.
Hier spielen die Straßenmusiker…
…hier gibt es kanadische Leckereien wie Lutscher aus Ahornsirup (welch Überraschung)…
…und sogar Schweine scheinen sich hier so wohlzufühlen, dass sie INS Restaurant wollen statt aus ihm zu fliehen.
Schönster Platz in der Unterstadt ist der Place Royale mit dem hübschen kleinen Kirchlein Notre-Dame-des-Victoire.
Cafés und Restaurants gibt es in der Unterstadt in Hülle und Fülle. Natürlich sitzt man hier bevorzugt draußen. Und falls es doch mal regnen sollte? Auch daran haben die Québecer Gastronomen gedacht – augenscheinlich.
Aber auch von hier unten stets im Blick: das Schlosshotel Frontenac. Das ist einfach überall.
Wenn man Québec überhaupt etwas vorhalten wollte, dann, dass es aus der Lage am Wasser viel zu wenig macht. Ein nicht wirklich sehenswerter Industriehafen dominiert die Szenerie. Und auch ein Spaziergang am Ufer des Sankt-Lorenz-Stroms strotzt jetzt nicht gerade vor Wow-Momenten.
Da scheinen sich die Stadtplaner gedacht zu haben: Wenn eh alle Leute in der hübschen Altstadt hocken, dann machen wir hier einfach, was wir wollen. Sieht ja eh keiner. Nur so kann ich mir jedenfalls vorstellen, wie es dazu kam, dass sich am Hafen ein großes Auge mit einer Matrosenmütze dreht.
Kommt bekifft bestimmt ziemlich gut, das Teil.
Aber apropos ein gutes Auge für Kunst haben…in der Haute-Ville, der Oberstadt, werden Dinge angeboten, die den Namen Kunst auch verdienen.
Einer der Maler hier ist Robert Charron.
Zehn Bilder schaffe er pro Tag, erzählt er. Konkurrenz? Klar, gebe es, aber die sei nicht so schlimm. Zumal hier jeder Künstler seinen eigenen Stil hat. Roberts Stil? Bunt.
Was er denn im Winter mache, will ich von ihm wissen. Da gleiche wie im Sommer, sagt Robert. Als Québecer sei man Kälte gewöhnt. Gut und gerne minus 30 Grad könne es hier im Winter werden. Und der Schnee 6 Meter hoch. „Da bin ich aber immer noch im T-Shirt draußen“, meint Robert. Trockene Kälte halt. Er habe schon in Prag und Paris gearbeitet, da sei die Kälte viel feuchter und unangenehmer.
Ich nehme mir vor, im Winter nochmal wiederzukommen. Nur um zu kontrollieren, ob er da wirklich im T-Shirt steht.
Québec hat hier nichts mehr amerikanisches an sich. Keine Skyline, kein Polizeilärm, keine Hot-Dog-Stände. Dafür gibt’s anscheinend genug Geld, um die Stadt im Dunkeln leuchten zu lassen. Und das macht richtig was her.
Licht aus, Spot an!
Wen wundert es bei diesem nächtlichen Lichterschauspiel, dass Québec auch nen passenden Laden für die Stimmung hat…
WEIHNACHTEN! Und das im September. Schön.
Lebkuchen gibt es zwar noch keine (viel zu früh, haha), dafür darf man sich hier schon mit allem nötigen Festtagsnippes eindecken, was man sich vorstellen kann. Und der Laden geht sogar mit dem Zeitgeist…
Ich hab dem Weihnachtsmann noch schnell meine Wünsche da gelassen (siehe oben), er hat aber abgewunken, damit sei er „überfordert“. Dabei war es gar nichts Materielles…naja. Dann eben ein paar Kartoffeln….
Aber ich muss wirklich nochmal herkommen. Denn Mitte November startet in Québec ein echter German Christmas Market! Mit dem „real Santa Claus“! Mit „bratwurst“! Und „mulled wine“ (Glühwein)! Die ersten drei, die HIER schreien, nehme ich mit. Einzige Bedingung: Wir kommen im T-Shirt.
Wer sollte denn uns Europäer für Schwächlinge halten…
ICH! In Glasgow hat mich der Mulled Wine stark enttäuscht; Discounter-Glühwein ohne eigenen Pfiff, nur angewärmt, und in einem Pappbecherchen, vielleicht kann Québec ja mehr… 😉
LikeLike
Ich korrigiere: HIER!!
LikeLike
HIER!!! 🙂
Liebe Grüße
LikeLike
Zwei Mädels bisher. Nicht, dass Du da Unterstützung brauchst. Aber sicher ist sicher: HIER!
LikeLike