Ein Roadtrip durch Nordamerika. In Farbe.
…expect a circus.
„How can 59,054,087 people be so DUMB?“, fragte der britische „Daily Mirror“ im Jahr 2004. Damals hatten die Amerikaner gerade George W. Bush eine zweite Amtszeit verschafft. 13 Jahre später könnte man die Frage des Magazins wieder stellen. Wer dachte, nach Bush gäbe es keinen mehr, der noch ungeeigneter wäre, das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika zu leiten, der irrte gewaltig. Als die ersten Nachrichten von Trumps Sieg über den Ticker kamen, hoffte man man noch auf einen Scherz von Jan Böhmermann. Doch vergebens. Die Amerikaner hatten tatsächlich Donald Trump zum mächtigsten Mann der Welt gemacht. Und große Hoffnungen damit verbunden.
Nachdem dieser Mann allerdings fast seinen kompletten Führungsstab ausgetauscht und Vetraute entlassen hat, Obamas Reformen nicht gänzlich ausradieren konnte, mit mehreren politischen wie privaten Affären zu kämpfen hat und per Twitter Kriegangst schürt, scheint die „Make America Great Again“-Euphorie am Ende zu sein. In New York nimmt man es zum Teil mit Humor…
Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Schon gar nicht in New York, wo sie mehrheitlich für Hillary Clinton gestimmt haben. Aber New York ist eben nicht repräsentativ für die USA – so wie Berlin nicht repräsentativ für Deutschland ist.
Seine Stammwähler mögen nicht in New York beheimatet sein – sein Stammsitz ist es sehr wohl. An der 5th Avenue residiert standesgemäß die „Trump Organization“. Hier hat sich der milliardenschwere ehemalige Baulöwe selbst ein Denkmal gesetzt: den 202 Meter hohen Trump Tower.
Die obersten drei Etagen sollen der Familie als Wohnsitz dienen, darunter gibt es Geschäfte für – laut Reiseführer – Kunden, deren Kreditkarte keine Limits kennt. Aber auch Merchandising wird betrieben. T-Shirts, Kaffeebecher, Caps…gab’s bei KIK im Dutzend billiger.
Nach einem kurzen Sicherheitscheck kommt man als Tourist problemlos da rein. Draußen warten müssen allerdings die Leute, die Trump weniger wohlgesonnen sind. Einige New Yorker machen ihrer Wut deutlich Luft. Andere wollen am Trump-Bashing verdienen.
Dann wird es plötzlich laut auf den Straßen vor dem Trump Tower. Eine Polizeieskorte fährt vorbei, mit bewaffneten Agenten. Wen oder was sie eskortieren, ob Donald Trump selbst einen kurzen Blick auf seine Höhle werfen will, das bleibt offen. Eindruck macht der Auftritt auf jeden Fall.
Aber nach ein paar Minuten ist der Spuk auch wieder vorbei. Die Touristen stecken ihren Kameras weg und schlendern weiter auf der 5th Avenue, vorbei an Schaufenstern, deren Inhalt wohl Amerikas Jahresbudget an Flüchtlingshilfe übersteigt. Aber: America first! It’s great! It’s true!
P.S.: Der Trump-Darsteller auf dem Foto oben hat natürlich etwas von mir bekommen – auf die Idee muss man erstmal kommen.